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Sterbegeldversicherung oder selbst vorsorgen – was macht mehr Sinn?

sparen oder sterbegeldversicherung
Selbst nachrechnen ist die Lösung!

Die Sterbegeldversicherung hat bei Verbraucherschützern und in den Medien keinen guten Ruf. Unisono tönt es: „Sterbegeld ist das Grab für Ihr Erspartes“ (Die Welt online) oder „Meist zu teuer“ (test.de). Diese pauschalen Urteile werden jedoch bei einer differenzierten Betrachtung hinfällig. Es kommt auf den Einzelfall an, weshalb wir in diesem Beitrag exemplarisch einen Vergleich zwischen privater Vorsorge für die eigene Bestattung und den Leistungen aus der Sterbegeldversicherung anstellen wollen.

Sterbegeldversicherung: Ein Renditegrab?

„Ein sicheres Renditegrab!“ Wer dieses Urteil über die Sterbegeldversicherung fällt, hat leider das Produkt nicht verstanden (Es handelt sich nämlich um eine Versicherung und keine Kapitalanlage). So auch Bianca Boss, Pressereferentin beim Bund der Versicherten: Sie rät Verbrauchern mit einer Sterbegeldversicherung, diese zu kündigen und privat vorzusorgen. Dass dies unter Umständen erst ein richtiges Verlustgeschäft ohne irgendeine Form der Absicherung ist, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag.

Sterbegeldpolice und Banksparplan im Vergleich

Hierfür möchten wir einmal die private und eigenverantwortliche Bestattungsvorsorge per Banksparplan, wie sie in vielen Fällen von Verbraucherschützern empfohlen wird, mit den Leistungen und Kosten einer Sterbegeldversicherung vergleichen. Für diesen Zweck werden wir mit unserem 45-jährigen Modellkunden verschiedene Szenarien durchspielen.

Um die Fälle miteinander vergleichbar zu machen, unterstellen wir, dass die Sparrate bei der eigenverantwortlichen Bestattungsvorsorge den monatlichen Beiträgen für die Sterbegeldversicherung entspricht.

Konkret bedeutet dies:

  • Die Sterbegeldversicherung wird mit 45 Jahren mit einer Versicherungssumme in Höhe von 8.000 Euro abgeschlossen, die Beitragsdauer läuft bis 65 Jahre. Wir wählten den günstigen Tarif 4-65 der Hinterbliebenenkasse der Heilberufe HDH VvaG aus München für 25,04 Euro im Monat. Insgesamt summieren sich die gezahlten Beiträge auf 6.009,60 Euro am Ende der Beitragsdauer.
  • Bei der eigenverantwortlichen Bestattungsvorsorge unterstellen wir einen Banksparplan mit einer monatlichen Sparrate von 25,04 Euro im Monat und einer Laufzeit von 20 Jahren. Bei der Consorsbank erhält man derzeit auf sein Tagesgeld 0,60 Prozent. Mit Zinseszins und nach Abzug aller Steuern steht nach 20 Jahren ein Endkapital in Höhe von 6.386,35 Euro zur Verfügung.

Szenario 1: Unfalltod nach 4 Monaten

An der Sterbegeldversicherung wird häufig die Wartezeit kritisiert. Auch unser Tarif der HDH sieht eine Wartezeit von sechs Monaten vor. Allerdings offenbart ein Blick in die Versicherungsbedingungen, dass die Wartezeit nicht bei einem Unfalltod gilt. In diesem Szenario erhalten die Hinterbliebenen des Versicherten also die vollen 8.000 Euro der Versicherungssumme ausgezahlt. Demgegenüber stehen 100,16 Euro an gezahlten Beiträgen für den Versicherungsschutz. Hätte sich der Modellkunde für eine Vorsorge per Banksparplan entschieden, stünden seinen Hinterbliebenen magere 100,29 Euro für die Beerdigung zur Verfügung.

Szenario 2: Tod mit 76 Jahren

In diesem Fall summieren sich die gezahlten Beiträge wieder auf 6.009,60 Euro. Die Hinterbliebenen erhalten die Versicherungssumme von 8.000 Euro. Im Vergleich hierzu werden die 6.386,35 Euro auf dem Tagesgeldkonto 11 weitere Jahre verzinst. Für die Beerdigung stehen dann 6.821,73 Euro bereit. In diesem Szenario liegt die Sterbegeldversicherung mit 1178,27 Euro vorne.

Szenario 3: Tod mit 90 Jahren

Für die Sterbegeldversicherung gilt die gleiche Rechnung wie in Szenario 2: 6.009,60 Euro wurden an Beiträgen gezahlt, die Hinterbliebenen erhalten die volle Versicherungssumme von 8.000 Euro. Im Vergleich dazu werden die 6.386,35 Euro auf dem Tagesgeldkonto 25 weitere Jahre verzinst. Für die Beerdigung stünden dann 7.419,05 Euro zur Verfügung. Auch in diesem Szenario gewinnt die Sterbegeldversicherung.

Für unsere Beispielrechnung haben wir die durchschnittliche Verzinsung von 2,25 Prozent beim Sparanteil in der Sterbegeldversicherung unberücksichtigt gelassen. Durch die Überschüsse kann sich die ausgezahlte Versicherungssumme nochmals erhöhen.

Welches Fazit können wir aus diesen Überlegungen ziehen?

Ob sich eine Sterbegeldpolice lohnt, kann erst die Betrachtung des Einzelfalls zeigen. Wir unterschlagen an dieser Stelle nicht den Hinweis, dass bei einem höheren Eintrittsalter, die Beiträge höher liegen, da der Risikoanteil am Beitrag ein höherer ist. Allerdings ist dies keine Geldschinderei der Versicherer, sondern einfach der Tatsache geschuldet, dass ein höheres Einstiegsalter mit einem größeren Sterberisiko einhergeht. Gleiches gilt nämlich in der Risikolebensversicherung, die - im Gegensatz zur Sterbegeldversicherung - von Verbraucherschützern nicht mit dem Attribut Geldgrab versehen wird, sondern sogar als sehr sinnvoller Schutz empfohlen wird.

Vor dem Hintergrund unser hier angestellten Überlegungen ist uns schleierhaft, warum immer wieder ein solch ein harsches Urteil über die Sterbegeldversicherung gefällt wird.

Unser Tipp: Rechnen Sie selbst nach und fällen Sie, unter Berücksichtigung aller Risiken, Ihre eigene Entscheidung.

Was Verbraucherschützer verschweigen

Es gibt noch eine Reihe weiterer Risiken, auf die Verbraucherschützer nicht hinweisen und so ihre eigentlichen Schutzbefohlenen, die Verbraucher, im Stich lassen. Ein Beispiel: Unser Modellkunde, der eigenverantwortlich für seine Beerdigung gespart hat, wird ein Pflegefall. In diesem Dokument weist der Verbraucherzentrale Bundesverband selbst daraufhin, wie hoch das Schonvermögen ist (S. 3f.; Punkt 9 „Muss eigenes Vermögen verwertet werden?“): 2.600 Euro. Eine Sterbegeldversicherung ist vor dem Sozialamt sicher. Sie hätte weiterhin die vollen 8.000 Euro im Erlebensfall (Tod) geleistet (mehr Informationen hierzu auf hamburg.de). Ähnliches gilt für Hartz-IV-Bezieher: Das Schonvermögen beträgt gerade mal 150 Euro pro Lebensjahr.

Weiterführende Links:

test.de: Sterbegeldversicherung meist zu teuer
t-online.de: Sterbegeldversicherung bringt nichts
ndr.de: Wie sinnvoll sind Sterbegeldversicherungen?

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